Kindersoldaten

Millionen Kinder leiden weltweit unter Kriegen und bewaffneter Gewalt. Einige sind Opfer der Gewalt, andere wiederum werden gezwungen als Kindersoldatinnen und -soldaten entweder die kämpfende Gruppierungen zu unterstützen oder selbst zu Kombattanten zu werden.

Eine weit verbreitete Definition erklärt Kindersoldaten als „Kinder, die Streitkräften und bewaffneten Gruppen angeschlossen sind“. Jeder Junge und jedes Mädchen, das irgendeine Art von Dienst in einer Streitkraft (d.h. einer staatlichen militärischen Institution) oder einer bewaffneten Gruppe (d.h. einer Gruppierung außerhalb der staatlichen militärischen Institutionen) leistet, wird von dieser Definition umfasst.

Kinder, die in Konfliktgebieten leben, sind dabei besonders gefährdet rekrutiert zu werden. Das liegt daran, dass in diesen Gebieten ein genereller Mangel an Sicherheit und Schutz herrscht. Nach dem jüngsten „Globalen Report zu Kindersoldaten“ aus dem Jahr 2008 sind in mindestens 24 Ländern bewaffnete Gruppen bekannt, die Kinder rekrutiert und in Kampfhandlungen eingesetzt haben. Die Mehrzahl der Kindersoldatinnen und -soldaten ist bei nicht staatlichen bewaffneten Gruppen zu finden.

Die Kindersoldatinnen und -soldaten in Konfliktgebieten werden meistens zwangsrekrutiert. Sie werden manipuliert, entführt oder mit Gewalt eingeschüchtert, damit sie der bewaffneten Gruppe beitreten.

Darüber hinaus geraten Kinder aus verschiedenen anderen Gründen in bewaffnete Gruppen oder Streitkräfte. Einige machen mit, weil sie keine Alternativen zu extremer Armut, Unsicherheit, Diskriminierung oder gar Gewalt zu Hause oder in der Gemeinde haben. Diese Kinder glauben, dass die bewaffnete Gruppe ihnen die besten Überlebenschancen bietet. Wieder andere machen aus politischen oder ideologischen Gründen mit oder weil sie Gerechtigkeit und Vergeltung für den Tod eines oder mehrerer Familienmitglieder suchen. Schließlich möchten manche Kinder schwierigen Familienverhältnissen entkommen oder sind fasziniert vom Militär und seinen Waffen.

Aufgaben von Kindersoldatinnen und -soldaten

Erst einmal „rekrutiert“, werden viele Kindersoldatinnen und -soldaten dazu gezwungen eine oder mehrere der folgenden Aufgaben im Krieg zu übernehmen:

  • Waffen und / oder Munition tragen,
  • Lasten für die bewaffnete Gruppe schleppen,
  • spionieren und Botengänge machen,
  • Antipersonenminen legen,
  • Mitgliedern der bewaffneten Gruppe für sexuelle Dienste zur Verfügung stehen,
  • Kampfhandlungen, einschließlich physischer und sexueller Gewalt, begehen,
  • kochen, putzen und waschen.

Diejenigen, die sich weigern, ihre Pflicht zu tun oder Befehlen nicht gehorchen, werden oft vor den Augen anderer Kindersoldatinnen und -soldaten bestraft oder sogar getötet. In manchen Fällen bekommen die Kinder Alkohol und / oder andere Drogen, entweder um ihre Angst vor dem Kampfeinsatz zu verringern oder um sie für ihre Kommandanten gefügig zu machen. Einige Kinder werden sogar dazu gezwungen, eigene Familien- oder Gemeinschaftsmitglieder zu töten, was sie vollständig von der bewaffneten Gruppe abhängig macht, die dann allein für ihren „Schutz“ und ihr Überleben verantwortlich ist.

Mädchen sind oft sexuellem Missbrauch ausgesetzt und werden genötigt, die „Ehefrauen“ männlicher Kämpfer zu werden. Häufig aber übernehmen sie auch die gleichen Verantwortlichkeiten wie Jungen. Meist entstehen Gehorsam und Loyalität von Kindersoldatinnen und -soldaten durch Angst, Hilflosigkeit und psychologisches Trauma. Dennoch kann es dazu kommen, dass Kindersoldatinnen und -soldaten im Laufe der Zeit beginnen, sich mehr mit der bewaffneten Gruppe als mit der Zivilbevölkerung zu identifizieren.

Was passiert nach der Demobilisierung?

Manchen Kindern mag es eigenständig gelingen, aus der bewaffneten Gruppe zu fliehen und ihre Heimatgemeinde zurückzukehren. Andere werden entlassen, wenn die bewaffnete Gruppe ihre Dienste nicht mehr braucht. Einige nehmen danach an Programmen zur Entwaffnung, Demobilisierung und Reintegration (englisch: DD&R) teil. Anders als bei erwachsenen Kämpferinnen und Kämpfern müssen diese Programme bei Kindern so gestaltet sein, dass ihre Entlassung aus dem Militär und ihre Demobilisierung jederzeit, sogar während eines Konfliktes geschehen können. Zudem sollten sie sich kontinuierlich darum bemühen, dass der (erneuten) Rekrutierung von Kindern vorgebeugt wird.

Auch wenn es paradox klingt, kann es für Kindersoldatinnen und -soldaten schwierig sein ins zivile Leben zurückzukehren. Möglicherweise haben sie damit zu kämpfen wieder ihr traditionelles Rollenbild als Kind einzunehmen und die Autorität von Erwachsenen zu akzeptieren. Sie fühlen sich vielleicht nicht mehr als Kinder, was zu Problemen führen kann, wenn ihre Familie und ihre Gemeinschaft ein anderes Verhalten von ihnen erwarten. Einige Familien können verunsichert in Bezug auf die Reintegration sein oder diese sogar ablehnen, etwa wenn ihr Kind zuvor gezwungen worden ist, Gewalt gegen seine Gemeinschaft auszuüben.

Mädchen, die sich bewaffneten Gruppen angeschlossen hatten, leiden dabei noch häufiger unter Stigmatisierung und Diskriminierung als Jungen, besonders, wenn sie mit einem eigenen Kind in die Gemeinschaft zurückkehren. Einige jugendliche Mütter und ihre Kinder werden selbst von der eigenen Familie zurückgewiesen, was zu ihrer sozialen Isolation und wirtschaftlichen Schwäche führt. Mädchen, die einst die gleiche Verantwortung wie Jungen zu tragen hatten, empfinden ihre Reintegration oft als enttäuschend und unbefriedigend, wenn sie wieder den traditionellen Rollenerwartungen ihrer Gemeinschaft zu entsprechen haben und nicht länger – je nach früherem militärischem Rang – über scheinbare Macht und Unabhängigkeit verfügen.

Schritte gegen den Einsatz von Kindersoldatinnen und -soldaten

Das Zusatzprotokoll der UN-Kinderrechtskonvention zu Kindern in bewaffneten Konflikten von 2002 verpflichtet Staaten zu einem weit reichenden Schutz Minderjähriger. Die 139 teilnehmenden Staaten haben unterzeichnet, dass das Mindestalter, in dem eine Person sich freiwillig melden und den Streitkräften beitreten kann, 15 Jahre betragen muss, und dass sie sicherstellen, dass Kinder unter 15 Jahren nicht an Kampfhandlungen teilnehmen dürfen. Darüber hinaus legt es fest, dass die Staaten Maßnahmen ergreifen müssen um nicht- staatliche bewaffnete Gruppen davon abzuhalten Kinder unter 18 Jahren für Konflikte zu rekrutieren und einzusetzen.

Die große Mehrheit der Vertragsstaaten haben das Mindestalter, in dem eine Person dem Militär – einschließlich zu Ausbildungszwecken – beitreten kann, auf 18 Jahre festgelegt. Dennoch bestehen auch einige hoch entwickelte Länder darauf, auch schon 16- oder 17-Jährige für die Streitkräfte zu gewinnen. Nach dem „Globalen Report zu Kindersoldaten 2008“ gehören Australien, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Russland und die USA dazu.

Auch Deutschland hat 2004 das Zusatzprotokoll ratifiziert. Bei der Bundeswehr beginnen jedoch jedes Jahr einige hundert 17-Jährige eine militärische Laufbahn, sei es neuerdings im Freiwilligen Dienst (FWD) oder im Zuge bestimmter militärischer Ausbildungen, wofür in tausenden Informationsveranstaltungen an Schulen geworben wird.

Der Gebrauch von Kindersoldatinnen und -soldaten wurde auch bei Verhandlungen des Internationalen Gerichtshof oder dem Sondertribunal für Sierra Leone geahndet.

Jedes Jahr findet am 12. Februar der Welttag gegen den Einsatz von Kindersoldatinnen und -soldaten, der sog. Red Hand Day, statt, an dem sich UNICEF und viele andere NGOs beteiligen.

Quellen und weiterführende Informationen:

BICC 09/2011


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