Gewaltkriminalität (Morde, Raubüberfälle)

Gewaltverbrechen werden weltweit nach unterschiedlichen Formen von Gewaltanwendung - unter anderem Mord, Raubüberfälle, Überfälle, Entführungen, Vergewaltigung, Einbruch, Autodiebstahl oder Drogenkriminalität - unterschieden. In Deutschland werden unter dem Begriff Gewaltdelikte lediglich Körperverletzung, Folter, Mord, Raub und Vergewaltigung zusammengefasst.

Von den vorab genannten Formen an Gewaltverbrechen, sind Mord und Raubüberfall diejenigen, deren Maß an Gewaltanwendung im Vergleich zu den anderen Gewaltverbrechen per Definition am höchsten ist. Eine gängige und allgemein akzeptierte Definition findet sich zum Beispiel im aktuellen „International Statistics on Crime and Justice“. Darin werden Mord und Raubüberfall vom Europäischen Institut für Verbrechensverhinderung und –kontrolle (European Institute for Crime Prevention and Control, affiliated with the United Nations - HEUNI) wie folgt definiert:

  • Unter Mord versteht man das absichtliche und ungesetzliche Töten einer Person durch eine andere Person.
  • Raubüberfall ist definiert als die Entwendung von Eigentum einer Person durch die gewaltsame Überwindung von Gegenwehr oder die Androhung von Gewalt durch eine andere Person (Überfälle, Diebstahl und Taschenraub mit Gewalt werden mit einbezogen, Erpressung und Taschendiebstahl - ohne Gewalt - werden nicht berücksichtigt).

Darüber hinaus lässt sich das Ausmaß von Mord gemessen in der Anzahl von Morden pro 100.000 Einwohner (vgl. Kartenlayer) am ehesten mit den direkten Konsequenzen von Gewaltkonflikten, sprich Kriegsopfern vergleichen. Auch hier liegt in der Regel eine Tötungsabsicht zu Grunde.

Morde

Über die Straftat Mord sind unter Gewaltverbrechen die weltweit umfangreichsten Daten verfügbar, da sie zu den schwersten Straftaten zählt und im Vergleich zu anderen Delikten häufiger polizeilich gemeldet wird. Eine Angleichung der Definition der verschiedenen Länder musste für den vorliegenden Datensatz erfolgen, da in einigen Ländern z.B. Totschlag oder Tod durch Gegenwehr anders als Mord bewertet werden.

Anzumerken ist, dass nicht für alle Länder polizeiliche Statistiken oder Schätzungen vorliegen. Entweder werden keine nationalen Statistiken geführt oder diese nicht zur Verfügung gestellt. Beispielsweise konnten für Afrika nur 25 von 54 Ländern erfasst werden. Nicht polizeilich erfasste Straftaten (Dunkelziffern) und unterschiedliche Dokumentationspraktiken erschweren regionale Vergleiche und Ländervergleiche.

Gemäß der für den Zeitraum von 2003 bis 2008 von HEUNI erfassten und verfügbaren globalen Datensätze haben regional betrachtet Nord-, Süd- und Westeuropa die niedrigsten Werte mit bis zu 2,5 Morden auf 100.000 Einwohner. Das südliche Afrika, Mittelamerika und die Karibik verzeichnen demgegenüber die höchsten Werte von 20 bis 30 Morden auf 100.000 Einwohner. Weltweit wurden für das Jahr 2004 insgesamt 490.000 Morde dokumentiert, was einem Verhältnis von 7,6 Morden auf 100.000 Menschen entspricht.

Betrachtet man die Länder für sich genommen, kann man für die meisten der 88 erfassten Länder stabile oder rückläufige Mordraten erkennen. Eine geringe Anzahl Länder verzeichnet einen steigenden Trend. So finden sich die höchsten Mordraten in Ländern aus Zentralamerika und der Karibik, wie zum Beispiel Belize, Guatemala, Trinidad und Tobago, Honduras, Venezuela und Jamaika. Hier liegt die Mordrate bei über 40 Morden auf 100.000 Personen, was mit organisierter Kriminalität, Drogenhandel und Gangaktivitäten in Verbindung gebracht bzw. begründet wird. Insbesondere der Drogenhandel und -schmuggel sowie die weite Verbreitung von Kleinwaffen führen zu einer hohen Kriminalitätsrate und „alltäglicher“ Gewalt. Zwischen 2003 und 2008 hat sich die Lage vor allem in Honduras sehr verschärft, die Mordrate hat sich in diesem Zeitraum fast verdoppelt. Anders sieht die Situation in weiten Teilen Asiens und Europas aus, in denen die Mordraten rückläufig sind. Als positive Beispiele können Lettland und Moldawien gelten, die ihre Mordrate im Zeitraum von 2003 bis 2008 mehr als halbieren konnten.

Ein Schlüsselfaktor für hohe Mordraten scheint die Verfügbarkeit von Schusswaffen zu sein. Daten für Morde mit Feuerwaffen liegen für 61 Länder vor, werden dabei aber ganz unterschiedlich zusammengetragen und sind daher schwer vergleichbar. So variiert der Gebrauch von Feuerwaffen bei Morden zwischen 10 Prozent in Europa und bis zu 75 Prozent in Zentralamerika und der Karibik.

Raubüberfälle

Raubüberfälle sind gewalttätige Eigentumsdelikte und weltweit ebenfalls ein häufiges Phänomen. Daten in dieser Rubrik sind weltweit vergleichsweise einfach zusammenzutragen, da in zwei Dritteln aller verfügbaren Länder (105) eine sehr ähnliche Definition genutzt wird. Raubüberfälle finden wesentlich häufiger statt als Morde. Jedoch dürften die Dunkelziffern, d.h. die polizeilich nicht erfassten Straftaten, wesentlich höher liegen als bei den Morden.

Im globalen Vergleich sind Raubüberfälle im südlichen Afrika und auf dem amerikanischen Kontinent im Durchschnitt mit 110 bis 200 Fällen je 100.000 Einwohner dokumentiert. Asien hat im Gegensatz dazu die niedrigsten Raten mit Werten unter 25 Fällen je 100.000 Einwohner.

Unter Vorbehalt der Dunkelziffern zeigt der Ländervergleich eine überraschende Reihenfolge. So sind nach den vorliegenden Daten Myanmar mit 0,01 Raubüberfällen je 100.000 Einwohner im Jahr 2002 und Pakistan mit 0,1 Raubüberfällen je 100.000 Einwohner im Jahr 2000, die weltweit „sichersten“ Länder. Chile mit 1275,6 Raubüberfällen je 100.000 Einwohner 2004 und Argentinien mit 905,3 je 100.000 Einwohner 2006 können demnach als die „gefährlichsten“ Länder gelten.

Auf Grundlage kontinuierlicher Datenerfassung und -bereitstellung können für die Jahre 1996 bis 2006 Trends für 35 Länder berechnet werden. Insgesamt ist dabei ein steigender Trend zu verzeichnen. Der globale Durchschnitt lag 1996 bei 49 Raubüberfällen je 100.000 Menschen, 2006 lag der Wert bei 60 Raubüberfällen je 100.000 Menschen. Am stärksten verschlechterten sich die Türkei und Zypern. Die größte Verbesserung gab es in Estland und Moldawien.

Alle im Informationsportal dargestellten Daten zu Gewaltverbrechen legen dem weltweiten Vergleich das Verhältnis von Verbrechen zur Einwohnerzahl eines Landes zugrunde. Die nationalstaatlichen Daten werden gemeinsam vom United Nations Office on Drugs and Crime (UNODC) und dem HEUNI im „International Statistics on Crime and Justice“ global gesammelt und vereinheitlicht. Die Europäische Union sammelt ebenfalls Daten, jedoch nur für ihre Mitgliedsstaaten. Diese können über die EUROSTAT Webseite abgerufen werden. Eine inhaltliche Analyse der europäischen Staaten wird im „European Sourcebook of Crime and Criminal Justice Statistics“ erarbeitet.

Ein Problem bei der globalen Darstellung und Analyse von Daten zu Gewaltverbrechen stellt die Vielzahl an unterschiedlichen Definitionen dar, die für die verschiedenen Formen von Gewaltverbrechen existieren. Die Definitionsvielfalt sowie die unterschiedliche Datenlage in den einzelnen Ländern führen dazu, dass die Anzahl der Datensätze zum Teil erheblich variiert. Für das Infoportal wurden nur Daten herangezogen, in denen polizeilich gemeldete Straftaten verarbeitet wurden.

Quellen und weiterführende Informationen

BICC 09/2011


Buchhandlungen bangen um die Buchpreisbindung

Datentabellen

Für einige ausgewählte Kartenlayer stellt das Informationsportal Krieg und Frieden die vollständigen zugrunde liegenden Datensätze in tabellarischer Form bereit.

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Compass with Mirror

Navigation und Bedienung

Die Informationen und Daten eines jeden Moduls werden primär in Form von aktivierbaren Kartenlayern bereitgestellt und durch Texte und Grafiken ergänzt. Die Kartenlayer sind in dem Menübaum auf der rechten Seite nach Themen und Unterthemen sortiert aufgelistet.

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Magnifying Glass in front of a Boston map

Länderporträts

In den Länderportäts werden die Daten und Informationen länderweise zusammengeführt und tabellarisch aufbereitet, die in den Modulen für die Darstellung in Karten und Abbildungen genutzt wurden.

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