Sturmgewehre und halbautomatische Handfeuerwaffen
Kleinwaffen variieren je nach Aufgabe und Anforderungen, jedoch sind alle unempfindlich und leicht zu bedienen. Moderne automatische Feuerwaffen sind relativ leicht (weniger als 10kg) und haben eine hohe Kadenz (zwischen 120 und 1200 Schuss/Minute). Es gibt vier Kleinwaffentypen:
- Schnellfeuergewehre und Sturmgewehre¹,
- Maschinenpistolen und kompakte automatische Handfeuerwaffen (PDW, eng. Personal Defense Weapons),
- Pistolen,
- Leichte Maschinengewehre.
Schnellfeuergewehre und Sturmgewehre
Seit den 1950er Jahren wurden alle Armeen hauptsächlich mit Schnellfeuergewehren und (später) mit Sturmgewehren für den Kampf an vorderster Front ausgerüstet. Sie werden millionenfach hergestellt und die Hälfte aller Länder der Erde erzeugt eine oder mehrere Varianten. Sie wiegen ca. 3,5 kg und haben ein Wechselmagazin mit zwischen 20 und 50 Schuss. Viele Schnellfeuergewehre und Sturmgewehre sind oder können mit einer Vorrichtung ausgestattet werden, die es ihnen ermöglicht auch Granaten abzufeuern.
Schnellfeuergewehre
Schnellfeuergewehre sind normalgroße Gewehre mit einem Selbstlademechanismus, der nach Abgabe eines Schusses automatisch eine neue Patrone in den Lauf einführt. Diese Gewehre waren vor der flächendeckenden Einführung des Sturmgewehres in den 1970er Jahren die Hauptfeuerwaffe westlicher Armeen. Schnellfeuergewehre sind oft genauso lang wie Kipplaufgewehre. Manchmal sind sie so konzipiert, dass sie vollautomatisch feuern (mit einem Abzug entleert sich das gesamte Magazin), meistens jedoch ist ihr Feuermodus halbautomatisch. Beispiele sind das HK33 (Heckler & Koch, Deutschland) und das KBP A-91 (Russland).
Sturmgewehre
Sturmgewehre sind die neueste Gattung von Handfeuerwaffen. Sie feuern vollautomatisch aus einem Magazin, das normalerweise 30 Schuss enthält. Sie verwenden kleinere Patronen als Schnellfeuergewehre und haben daher eine geringere Reichweite von nicht mehr als 300m. Da Sturmgewehre relativ klein und kompakt (und extrem effektiv) sind, sind sie die modernen Favoriten für Armeen wie für Aufständische. Das erste effektive Sturmgewehr wurde von Michael Kalaschnikow entwickelt. Die Waffe, die nach ihm benannt wurde (Awtomat Kalaschnikow, Modell 1947 = AK47), wurde in Russland hergestellt und in über einhundert Länder exportiert. Sie ist wahrscheinlich die am häufigsten benutzte Kleinwaffe. Hunderte Modelle der AK47 werden in über fünfzig Ländern hergestellt. Andere weit verbreitete Sturmgewehre sind das von Colt entwickelte M4, eine kürzere Variante des M16, und das von Heckler & Koch hergestellte G36 bzw. das ältere Modell G3.
Neuere Sturmgewehre sind mit elektronischen Visiereinrichtungen, Zielfernrohren und Schienen, an die Licht, Laser-Zielmarkierer und Kameras angebracht werden können, ausgerüstet.
Maschinenpistolen und kompakte Handfeuerwaffen (PDW)
Maschinenpistolen sind kleine Schnellfeuerwaffen, die ursprünglich für Nah– und Grabenkämpfe entwickelt wurden. Aufgrund ihrer geringen Größe können sie leicht verborgen werden. Sie werden besonders gern von Widerstandskämpfern, Terroristen und zum Selbstschutz verwendet. Sie verfügen im Allgemeinen über Stangenmagazine, die 25 bis 30 Schuss enthalten. Viele Länder, auch Deutschland, stellen Maschinenpistolen her. Sie werden zwar nach und nach durch modernere, kompakte Sturmgewehre ersetzt, doch auch die älteren Waffen sind weiterhin gefährlich. Viele von ihnen werden recycelt oder verkauft. Die kurze schwere Kugel, die in Maschinenpistolen verwendet wird schränkt ihrer Reichweite auf ca. 100m ein. Beispiele für moderne Maschinenpistolen sind die HK MP7 (Heckler & Koch, Deutschland), die Uzi (IMI, Israel) und die Steyr TMP (Österreich).
Die kompakten Handfeuerwaffen mit der englischen Bezeichnung Personal Defense Weapons (PDW), sind eine neue Art Maschinenpistole, die zur Selbstverteidigung von rückwärtigen Truppen und Truppeneinheiten wie Panzergrenadieren, eingesetzt wird. Sie werden von wenigen Ländern, Deutschland und Belgien eingeschlossen, hergestellt. Hersteller sind z.B. die deutsche Firma Heckler & Koch sowie die belgische FN Herstal. Sie benötigen im Allgemeinen besondere Munition, weshalb sie fast ausschließlich von Armeen genutzt werden.
Maschinenpistolen sind bei Kriminellen hoch im Kurs, da aufgrund ihrer hohen Streuweite ein genaues Zielen nicht nötig ist, sie für kurze Reichweiten genutzt werden können und sie kompakt gebaut sind. In den meisten Ländern ist der Besitz von Maschinenpistolen für Zivilisten verboten.
Selbstladepistolen
Selbstladepistolen (allgemein als Pistolen bekannt) gehören zu den Faustfeuerwaffen. Sie können mit einer Hand abgefeuert werden und sind meist nur für kurze Reichweiten konzipiert. Die Kalibergröße liegt zwischen 6,5mm und 12,7mm (.22 bis .5 Kaliber). Während Revolver, die selten von militärischen Einsatzkräften verwendet werden aber immer noch unter Zivilisten weit verbreitet sind, vier bis acht Schuss in ihrer Trommel haben, haben moderne Selbstladepistolen je nach Marke Magazine mit sieben bis 13 Kugeln.
Bei Pistolen wird automatisch, nachdem ein Schuss abgefeuert wurde, ein neuer Schuss aus einem Magazin, das oft im Griff verborgen ist, in das Patronenlager geladen. Bei halbautomatischen Pistolen wird jedes Mal beim Drücken des Abzugs ein Schuss abgefeuert und eine neue Patrone in den Lauf positioniert. Der Abzug muss erneut gedrückt werden, damit ein neuer Schuss abgefeuert werden kann. Nur sehr wenige dieser Waffen feuern vollautomatisch, so dass alle Schuss abgefeuert werden, bis das Magazin leer ist. In den meisten Ländern dürfen Zivilisten keine vollautomatischen Pistolen besitzen.
Die Kalibergröße moderner Selbstladepistolen variiert zwischen 9mm und .45 Kaliber. Sie werden im Allgemeinen als Zweitwaffe oder als Seitenwaffe von Offizieren genutzt. Hauptproduzenten sind die Vereinigten Staaten, Deutschland, Österreich, Spanien und Brasilien, obwohl viele andere Länder ihre eigenen oder lizenzierten Varianten herstellen.
Leichte Maschinengewehre
Leichte Maschinengewehre sind je nach Marke sowohl mit Munitionskästen mit 30 bis 50 Schuss oder Gurten (oder beidem) ausgerüstet. Sie verwenden meist die Standardmunition für Sturmgewehre (die gängigste ist 5,56mm) und verfügen über einen Zweibeinständer, der dem Schützen die nötige Stabilität verleiht und die Zielgenauigkeit erhöht. Beispiele sind das MG4 (Heckler & Koch, Deutschland), das L86 LSW (Großbritannien) und das RKP (Russland). Sie haben eine Feuerrate von zwischen 600 und 1200 Schuss/Minute. Durch die hohe Feuerrate kann jedoch bei unachtsamer Bedienung der Lauf schmelzen oder Bauteile können versagen.
Die meisten modernen Armeen verfügen über ein oder zwei leichte Maschinengewehre für jede Gruppe von sechs bis acht Schützen. Durch ihre größere Reichweite spielen sie in der Taktik der Infanterie auf dem Kampfplatz eine besondere Rolle.
Die längere Reichweite und die hohe Feuerrate bedeutet, dass sie auch für Zivilisten, die sich in einer Kampfzone befinden, extrem gefährlich sind, da diese noch aus großer Distanz zufällig getroffen werden können. Schüsse von leichten Maschinengewehren können zudem sogar Hauswände durchbohren.
¹ Der Begriff ‚Sturmgewehr’ geht im allgemeinen Sprachgebrauch auf eine Waffenart im 2. Weltkrieg zurück, die in Deutschland aus dem Maschinenkarabiner entwickelt wurde. Hier wird er für meist vollautomatisch repetierende Militärgewehre verwendet, die ab Anfang der 1950er Jahre und später entwickelt wurden.
Quellen und weiterführende Informationen:
BICC 05/2012