Konventionelle Waffen

Konventionelle Waffen bilden den Kernbereich aller modernen Streitkräfte. Zur Strukturierung der Vielfalt und der großen Unterschiede innerhalb dieser Kategorie unterscheidet man zwischen Waffenträgern und Munition. Erst durch Waffenträger kann Munition – Explosivstoffe, Geschosse oder Suchzündermunition – effektiv eingesetzt werden. Waffenträger können Schiffe, Flugzeuge, LKW, gepanzerte Fahrzeuge oder Menschen sein.

Heute funktionieren die meisten konventionellen Waffen auf Grund von chemischen Explosionen, sei es als Treibsatz oder Sprengstoff, der Detonation und Granatsplitter erzeugt.

Gattungen

Panzer und gepanzerte Fahrzeuge: Es gibt zwei Grundtypen gepanzerter Waffenträger. Zum einen Panzer, die im Ersten Weltkrieg entwickelt wurden und auch heute noch genutzt werden. Sie bestehen aus einem Fahrzeug (auf Gleisketten oder Rädern) mit einer sehr dicken Stahl- oder Verbundpanzerung (bis zu 600mm) und unterschiedlichen Geschützen. Ihre Kapazität reicht von schwerer 120mm Munition, die vom Geschützturm abgefeuert wird, bis zu mehreren leichten Maschinengewehren.

Der andere gepanzerter Waffenträger ist der Mannschaftstransportwagen (MTW). Er ist weniger stark gepanzert und hat keinen Geschützturm, sondern in der Regel eine integrierte Waffe von weniger als 20mm Kaliber. Mit diesen Wagen werden Panzergrenadiere ins und durch das Kampffeld transportiert.

Aufgrund des leistungsstarken Motors, der schweren Geschütze und der Panzerung sind alle gepanzerten Fahrzeuge sehr groß und schwer. Panzer wiegen ca. 60 Tonnen, für MTW ungefähr die Hälfte. Dies wiederum begrenzt die Möglichkeit, sie zu transportieren und die Distanz, die sie fahren können. Zudem sind sie sehr teuer (zwischen 500.000 und 3 Millionen Euro, abhängig von Modell und Hersteller). Da sie das Schlachtfeld unter Feuer durchqueren und dabei schwere Munition abfeuern können, sind sie besonders zerstörerisch und schwer zu stoppen.

Artillerie

Artillerie ist ein Sammelbegriff für großkalibrige Geschütze, die auf Langstrecken ausgelegt sind. Es gibt Munition mit kürzerer von zwei bis drei Kilometern und längerer Reichweite von 150 und mehr Kilometern. Artilleriesysteme gibt es in verschiedenen Kalibergrößen, von 2,75 Zoll (ca. 70 mm) Raketen bis zu 600mm Raketen. Man unterscheidet zwischen Rohrartillerie und Raketenartillerie.

Die Rohrartillerie hat ein Stahlrohr, durch das eine Granate getrieben wird: eine aerodynamische Hülle, die Explosivstoffe, Chemikalien, die Rauch oder Licht erzeugen, oder Submunition enthält. Die Kalibergrößen moderner Rohrartillerie reichen von 52 mm Infanteriemörserpatronen bis zu 210 mm Feldartilleriegeschossen. Schwerere Rohrartillerie hat oft einen eigenen Antrieb und das Stahlrohr ist wie bei einem Panzer auf einem Waffenträger befestigt.

Raketen und Lenkflugkörper sind zwar teurer pro Schuss, dafür aber oft einfacher zu transportieren und von leichteren Waffenträgern abzufeuern. Versehen mit kleiner elektronisch gelenkter Artilleriemunition werden Lenkflugkörper immer häufiger verwendet. Raketen bestehen aus einem integrierten Gefechtskopf, einem Motor und einer Lenkvorrichtung. Mehrere Raketen können fast simultan von dem gleichen Waffenträger abgefeuert werden.

Kleinwaffen (SALW)

Kleinwaffen sind die am häufigsten vorkommenden Waffen in allen Armeen. Die Infanterie verteidigt damit auch Geschütze, Panzer etc.. Sie sind relativ billig, leicht zu transportieren und – im Nah- und Häuserkampf - auf kurzer Distanz höchst effektiv.

Roboter

Autonome oder ferngesteuerte Robotersysteme, wie unbemannte Luftfahrzeuge, sog. „Drohnen“, unbemannte Überwasserschifffe oder unbemannte Landfahrzeuge werden erst seit relativ kurzer Zeit eingesetzt. Militär wie auch Polizei nutzen sie für Aufgaben wie das Entschärfen von Bomben sowie für die Beobachtung und Spionage. Die unbemannten Systeme können aber auch Waffenträger für kleine Flugkörper sein, die den Feind treffen sollen. Von „Selbstmord-Taktik“ spricht man, wenn sich ein Roboter beim Feindkontakt selbst zerstört.

Minen und Streumunition

Der Begriff Landmine bezeichnet sowohl Antipersonen- als auch Antifahrzeugminen. Antipersonenminen sollen feindliche Kämpfer verletzen oder töten, während Antifahrzeugminen Gefährte und ihre Insassen am Weiterfahren hindern oder zerstören sollen. Landminen werden aus Plastik, Metall oder anderen Materialien gefertigt und enthalten Sprengstoffe und manchmal auch Splitter. Sie werden unter oder nah an der Erdoberfläche verlegt um nicht entdeckt zu werden. In der Regel werden sie vom Opfer selbst ausgelöst. Das besondere an diesen Minen ist, dass sie einen feindlichen Soldat eher schwer verletzen als ihn töten sollen. Sie sind billig und leicht herzustellen; schätzungsweise kostet die Herstellung einer Antipersonenmine einen Dollar. Mehr als 1.000 Dollar sind jedoch nötig. um eine einmal verlegte Mine zu finden und zu zerstören.

Eine Streubombe ist ein Behälter aus Metall, der hunderte kleiner Sprengsätze (Bomblets) enthält. Streubomben werden von einem Flugzeug abgeworfen oder z.B. mit Raketenwerfern vom Boden aus abgefeuert. Nachdem sie sich in der Luft geöffnet haben, setzen sie ihre kleinen Sprengsätze frei, die sich auf ein Gebiet von der Größe mehrerer Fußballfelder (mehrere Hundert Hektar) verteilen und beim Aufprall auf den Boden hochgehen. Sie sind hocheffektive Waffen gegen Panzer und Infanterie. Als Offensivwaffen sollten sie direkt töten. Besonders heimtückisch aber ist an ihnen, dass schätzungsweise fünf bis 30 Prozent der Kleinsprengsätze nicht explodieren, sondern unversehrt im Boden steckenbleiben. Dies kann technische Gründe haben oder an der Bodenbeschaffenheit liegen, denn zu weiche Oberflächen wie Schnee, Matsch, Wasser oder Vegetation verhindern, dass der Zünder aktiviert wird. In diesem Fall wirken Streubomben wie Landminen, die bei der geringsten Berührung explodieren und auch für Zivilisten eine große Gefahr darstellen.

Herstellung

Konventionelle Waffen werden von fast allen Industrie- aber von auch vielen weniger entwickelten Ländern der Welt hergestellt. Das Produktionsvolumen von Kleinwaffen übersteigt dabei das sämtlicher anderer Waffen. Größere Waffen wie Panzer, Artillerie und ihre Logistiksysteme sind – vom Herstellungs- aber auch Verkaufspreis her - viel teurer. Sie sind zudem schwerer herzustellen. Panzer z.B. werden deshalb nur von 25 Staaten gefertigt, wobei viele Firmen lediglich im Ausland produzierte Teile zusammensetzen. Raketen und Flugkörper wie auch Roboter, die mit besonderer Präzision hergestellt werden und mit fortgeschrittener Technologie bestückt sind, werden von einer noch kleineren Anzahl von Staaten produziert. Alle Waffen produzierenden Staaten haben – schon allein um die Herstellungs- und Entwicklungskosten zu decken - ein Interesse daran, ihre Rüstungsgüter profitabel auf dem Weltmarkt zu verkaufen.

Händler und Makler

Waffen werden überall auf der Welt gehandelt. Im Großen und Ganzen läuft der Handelsfluss von Industrienationen in weniger industrialisierte Länder. Die größten Waffenexporteure sind die Vereinigten Staaten, Russland, Deutschland, Frankreich, China, Israel und Großbritannien. Aber gerade bei Kleinwaffen spielen auch weniger entwickelte Länder mit. Z.B. exportieren Nordkorea, Iran, Kolumbien und Burma eine bedeutende Anzahl Waffen durch öffentliche, offene oder geheime Kanäle. Die Handelsvolumina sind im Detail unbekannt (die meisten Länder weigern sich, eine genaue Waffenexportstatistik zu veröffentlichen), belaufen sich jedoch auf geschätzte mehrere Dutzend Milliarden US-Dollar im Jahr und wachsen weiter.

Zusätzlich zu dem offiziellen (und manchmal veröffentlichten) Waffenhandel zwischen Staaten gibt es auch sogenannte „graue“ und „schwarze“ Märkte. Sie werden im Allgemeinen von zwielichtigen Maklern bedient. Diese Einzelpersonen oder Firmen kaufen im Auftrag eines Landes Waffen von einem anderen oder versorgen Kriegsparteien damit. Obwohl Transaktionen auf dem „grauen Markt“ im Verborgenen ablaufen sind sie nicht illegal. Schwarzmarkt-Transaktionen dagegen betreffen Waffenkategorien, die verboten sind (z.B. Antipersonenminen oder Flugabwehrraketen) oder Länder unter einem internationalen Embargo (z.B. Simbabwe oder Iran). Der genaue Umfang des Schwarzmarktes oder des grauen Marktes ist unbekannt. Nur selten kommen Informationen wie die Lieferung von Panzern an Südsudan oder über Broker wie den berüchtigten Viktor Bout aus Russland durch Medienberichte ans Licht kommen.

Sources and further information:

BICC 05/2012


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