Deutsche U-Bootlieferungen
Beim Verkauf von U-Booten ohne Atomantrieb ist sind deutsche Werften Exportweltmeister. Aus keinem Land wurden mehr dieser Boote in andere Staaten verkauft als aus Deutschland. Bisher wurden mehr als 120 U-Boote in 17 Länder auf vier Kontinenten geliefert. Fast jedes zweite Land, dessen Marine mit U-Booten ausgestattet ist, besitzt Boote aus deutscher Herstellung.
Die „Erfolgsgeschichte“ des deutschen U-Bootexports begann bereits in den 1960er Jahren. Die ersten Aufträge kamen aus Skandinavien. Norwegen bestellte 1962 15 U-Boote der Klasse 207, die vom Ingenieurkontor Lübeck (IKL) konzipiert und von den Rheinstahl Nordseewerken in Emden gefertigt wurden. Zwei weitere Boote dieser Klasse wurden drei Jahre später von Dänemark in Auftrag gegeben.
Klasse 209 Boote
Zum wirklichen „Verkaufsschlager“ entwickelte sich das Nachfolgemodell der Klasse 209 – das bisher weltweit meistgebaute dieselelektrisch angetriebene U-Boot. Ebenfalls von der IKL entwickelt, wird es im Wesentlichen von der in Kiel ansässigen Howaldtswerke Deutsche Werft (HDW) vermarktet und gebaut. Die große Beliebtheit der Klasse 209 lässt sich unter anderem darauf zurückführen, dass die Hersteller die Boote den individuellen Kundenwünschen entsprechend modifizieren.
Nachdem Griechenland 1967 mit einer Bestellung von vier Klasse 209 Boote den Anfang gemacht hatte, exportierte HDW bis zum Ende der 1990er Jahre mehr als 60 Stück – in verschiedenen Variationen – ins Ausland, entweder als Komplettprodukt oder später vor allem in Form von Materialpaketen, die vor Ort beim Kunden zusammengebaut werden. Die größten Käufer waren die Türkei (14 Bestellungen), Südkorea (9 Bestellungen) und Griechenland (8 Bestellungen). Eine bedeutende Abnehmerregion war zudem Lateinamerika. Insgesamt wurden 21 U-Boote der Klasse 209 an die Streitkräfte von Argentinien (2), Peru (6), Kolumbien (2), Venezuela (2), Ecuador (2), Chile (2) und Brasilien (5) geliefert. Argentinien bestellte darüber hinaus Ende der 1970er Jahre zwei U-Boote vom Typ TR 1700 bei Thyssen-Krupp Nordseewerke (TNSW) in Emden.
Weitere Abnehmer der Klasse 209 waren Indonesien (2 U-Boote) und Indien (4 U-Boote). Das bisher letzte abgeschlossene Geschäft wickelten HDW und TNSW gemeinsam mit Südafrika ab. 1999 orderte das Land drei U-Boote, die Indienststellung erfolgte zwischen 2005 und 2008. Laut Angaben der Bundesregierung betrug der Ausfuhrwert insgesamt 540 Millionen Euro.
Obgleich inzwischen von einer neuen Generation abgelöst, sind Klasse 209 U-Boote auch aktuell noch beliebt. Portugal beauftragte HDW und TNSW 2004 mit der Herstellung von zwei U-Booten vom Typ 209PN, die 2010 und 2011 ausgeliefert wurden. Das Auftragsvolumen dieser Variante betrug insgesamt 805 Millionen Euro, womit die an Portugal abgegebenen Boote der Preisklasse der Nachfolgegeneration sehr nahe kommen (und technisch auch an diese angelehnt sind). 2011 bestellte Indonesien drei weitere Klasse 209 Boote bei der Daewoo Werft in Südkorea.
Neben Neubestellungen kümmert sich HDW auch um die Modernisierung bzw. den Ausbau bereits ausgelieferter Boote der Klasse 209. Größere derartige Projekte erfolgten zuletzt in Kolumbien (2008) und Griechenland (2002).
Die Nachfolgegeneration
Ab Mitte der 1990er Jahre entwickelten deutsche U-Boothersteller mit den Typen 212A, 214 und Dolphin eine größere und leistungsfähigere Nachfolgegeneration der Klasse 209 Boote. Ein wesentliches Merkmal vieler dieser U-Boote – sowie auch der Klasse 209PN – ist deren Ausstattung mit dem sogenannten Brennstoffzellenantrieb. Im Vergleich zu dieselelektrisch angetriebenen Booten ermöglicht er eine sehr viel längere Tauchzeit, wie sie ansonsten nur größeren Booten mit atomarem Antrieb vorbehalten ist. HDW ist der bisher einzige Hersteller von U-Booten, der diese besondere Technik anbietet.
Die Boote der Klasse 212A wurden speziell für die Bundesmarine konzipiert und dürfen in der Regel nicht exportiert werden. Einzige Ausnahme war bislang der NATO-Partner Italien, der an der Weiterentwicklung dieses Typs beteiligt ist, und 2008 zwei Stück für seine eigenen Streitkräfte bestellte.
Die Klasse 214 ist dagegen für den Verkauf ins Ausland gedacht und HDW will damit an den Exporterfolg der Vorgängerklasse 209 anknüpfen. Nach derzeitigem Stand scheint dies auch zu gelingen. Griechenland bestellte 2000 und 2002 insgesamt vier dieser Boote, Südkorea 2000 und 2009 insgesamt neun und die Türkei 2009 sechs. Bei fast allen Verträgen erfolgte die Endfertigung der Boote beim Kunden vor Ort. Pakistan wird womöglich ein weiterer Käufer der Klasse 214. Zwar hat die Bundesregierung schon vor mehreren Jahren grünes Licht für den U-Boot Export nach Pakistan gegeben, derzeit (März 2012) läuft aber noch ein neues Ausschreibungsverfahren, in dem sich HDW gegen französische und chinesische Hersteller durchsetzen muss. Eine Bestellung Griechenlands von 2010 über zwei weitere Boote der Klasse 214 wurde ein Jahr später aufgrund der drohenden Zahlungsunfähigkeit des Landes gekündigt.
Die U-Boote der Dolphin Klasse sind ein Sonderfall. Sie wurden im Auftrag Israels entwickelt, welches damit auch den Rechten ihrer Technologie beteiligt ist, und sind nur für den Export an die israelische Marine vorgesehen. Drei Boote wurden zwischen 1999 und 2000 ausgeliefert, wobei die Bundesregierung die Finanzierung der ersten zwei übernahm, am dritten beteiligte sie sich zur Hälfte. 2005 und 2006 gab Israel zwei weitere Dolphin U-Boote in Auftrag, die 2012 und 2013 ausgeliefert werden sollen. Es stellte zudem die Bestellung eines dritten Bootes in Aussicht. Die Bundesregierung subventionierte diesmal etwa ein Drittel der Kosten von insgesamt rund einer Milliarde Euro. Im Gegensatz zu den Booten der ersten Lieferung sind diese mit dem Brennstoffzellenantrieb ausgestattet und damit wesentlich leistungsfähiger. Die Bestellung des dritten Bootes wird im Laufe des Jahres 2012 erwartet.
Quellen und weiterführende Informationen:
BICC 05/2012