Deutsche Panzerlieferungen

Panzer aus deutscher Herstellung kommen in den Streitkräften vieler Staaten zum Einsatz. Der größte und bedeutsamste Produzent ist die in München ansässige Rüstungsfirma Krauss-Maffei Wegmann & Co. KG (KMW), nach eigenen Angaben der europäische Marktführer im Segment der militärischen Ketten- und Radfahrzeuge. KMW unterhält nicht nur Standorte in Deutschland, sondern auch in Brasilien, Griechenland, den Niederlanden, Singapur und den Vereinigten Staaten. Das Produktportfolio ist breit und umfasst unter anderem den Schützenpanzer PUMA, den Spähwagen FENNEK, die Panzerhaubitze 2000 und den Flugabwehrkanonenpanzer GEPARD. Die bekanntesten – und am meisten exportierten – Waffensysteme sind die Kampfpanzer Leopard 1 und Leopard 2.

Nach Berechnungen des schwedischen Friedensforschungsinstituts SIPRI hat Deutschland im Zeitraum von 1962 bis 2011 den Export gepanzerter Militärfahrzeuge im Wert von knapp 18 Milliarden US-Dollar genehmigt. Allein zwischen 1992 und 2010 meldete Deutschland die Ausfuhr von insgesamt 2.399 Kampfpanzern an das Waffenhandelsregister der Vereinten Nationen. Die wichtigsten Abnehmer waren demzufolge NATO-Mitglieder, allen voran Griechenland (715 Kampfpanzer) und die Türkei (403 Kampfpanzer). Unter den Staaten außerhalb der NATO stechen vor allem Brasilien (116 Kampfpanzer) und Singapur (95 Kampfpanzer) hervor.

Leopard 1

Der Leopard 1 ist der seit Ende des Zweiten Weltkriegs erste in Deutschland entwickelte Kampfpanzer und wird seit 1965 serienmäßig hergestellt (damals noch bei der Krauss-Maffei AG). Insgesamt wurden bis Mitte der 1980er Jahre mehr als 4.700 dieser Panzer hergestellt. Davon bestellte die Bundeswehr knapp 2.500 Fahrzeuge, die übrigen sind an andere Streitkräfte exportiert bzw. in Lizenzproduktion im Ausland hergestellt worden. Insbesondere nach Ende des Kalten Krieges wurden darüber hinaus viele Panzer aus ehemaligen Bundeswehrbeständen an ausländische Streitkräfte abgegeben. Nach Herstellerangaben ist der Panzer heute in neun Ländern auf fünf Kontinenten im Einsatz.

Die ersten ausländischen Käufer des Leopard 1 waren in den späten 1960er Jahren die NATO-Mitglieder Belgien, die Niederlande und Norwegen. Belgien bestellte 1967 346 Stück (Auslieferung 1968 -1971), die Niederlande 1968 480 (Auslieferung 1969 - 1972) und Norwegen im selben Jahr 78 (Auslieferung 1970 - 1971). Weitere Aufträge kamen ein paar Jahre später aus Dänemark (120 Kampfpanzer, Auslieferung 1976 - 1978) und Griechenland (106 Kampfpanzer, Auslieferung 1983 - 1984). Die italienischen Streitkräfte bestellten bereits 1970 ein Kontingent von 800 Leopard 1 (später auf 920 aufgestockt), die zum größten Teil in Italien selbst in Lizenz produziert wurden.

Im Laufe der 1970er Jahre kauften auch Kunden aus dem außereuropäischen Raum den Leopard 1 aus Deutschland. Australien machte 1975 mit einer Bestellung von 92 Stück den Anfang. Ein Jahr später folgte Kanada, dessen Streitkräfte insgesamt 114 dieser Kampfpanzer bei Krauss-Maffei in Auftrag gaben.

Von 1990 an wurde der Leopard 1 Panzer aus Restbeständen der Bundeswehr in andere Länder exportiert. Zwischen 1990 und 1994 gingen auf diese Weise 320 Panzer an die Türkei, 245 an Griechenland, 110 an Dänemark und 92 an Norwegen. Nach der endgültigen Außerdienststellung des Leopard 1 bei der Bundeswehr im Jahr 2003 wurden bis 2007 weitere 232 Panzer nach Griechenland ausgeführt. Ein besonders bemerkenswertes Ereignis war 2006 der Entschluss der Bundesregierung 220 Leopard 1 Panzer aus Depotbeständen der Bundeswehr an Brasilien zu verkaufen. Damit wurde dieser Panzertyp erstmalig von Deutschland aus in ein Land verkauft, das nicht Mitglied in der NATO ist. Die Auslieferung der inzwischen von KMW modernisierten Panzer erfolgte zwischen 2009 und 2011.

Gleichwohl war dies nicht die erste Lieferung des Leopard 1 in ein Land außerhalb der NATO. Brasilien hatte bereits zwischen 1997 und 1999 128 dieser Panzer von den belgischen Streitkräften erworben. 1998 hatten die Niederlande 202 Leopard 1 Panzer nach Chile exportiert (welches 2009 wiederum 30 Panzer an Ecuador weiterverkaufte).

Leopard 2

Der Kampfpanzer Leopard 2 ist der Nachfolger des Leopard 1 und wird seit 1979 in Serie produziert. Bisher stellte Krauss-Maffei bzw. KMW mehr als 3.000 Stück her, wovon knapp ein Drittel für den direkten Export bestimmt war. Der Leopard 2 wird derzeit in den Streitkräften von 16 Staaten eingesetzt. Er ist – wie auf der Internetseite des Herstellers zu lesen ist – „vom Polarkreis über die Alpen und Anden bis an das Mittelmeer und den Pazifik verbreitet – und wird deshalb zurecht auch als ‚Global-LEOPARD’ bezeichnet.“

Exporte bzw. Lizenzherstellungen von neu produzierten Leopard 2 Panzern erfolgten bisher nur in NATO- und NATO-Mitgliedern gleichgestellte Staaten. Der erste ausländische Kunde waren die niederländischen Streitkräfte, die 1979 465 Panzer bestellten (Auslieferung 1981 - 1986). Von diesem Kontingent verkauften die Niederlande später 114 an Österreich, 52 an Norwegen, 38 an Portugal und 20 an Kanada. Der zweite ausländische Auftrag an den deutschen Hersteller kam 1984 aus der Schweiz, die 380 Fahrzeuge bestellte (die Endproduktion erfolgte zwischen 1987 und 1993 zum größten Teil in der Schweiz selbst). Ähnliche Verträge kamen 1994 mit Schweden (120 Panzer, Produktion und Auslieferung zwischen 1996 und 2002), 1998 mit Spanien (219 Panzer, Produktion und Auslieferung zwischen 2003 und 2011) und mit Griechenland (170 Panzer, Produktion und Auslieferung 2006 - 2009) zustande.

2009 stimmte die Bundesregierung dem potenziellen Export von 36 Leopard 2 Panzern in das Emirat Katar zu. Wie 2011 aus Medienberichten hervorging, erfolgte inzwischen ebenfalls eine Zusage im Bundessicherheitsrat für die mögliche Ausfuhr von 270 Kampfpanzern nach Saudi-Arabien.

Das deutsche Heer hat seinen Leopard 2 Bestand seit 1990 stark reduziert. Ausgemusterte Panzer wurden dabei in der Regel ins Ausland verkauft. So gingen 1994 160 Ex-Bundeswehr Panzer nach Schweden, weitere 108 Fahrzeuge 1995 nach Spanien, 1997 51 nach Dänemark, 2002 128 Panzer nach Polen bzw. 124 nach Finnland und 2005 298 in die Türkei bzw. 183 nach Griechenland. Kanada übernahm 2007 weitere 20 Panzer aus Bundeswehrbeständen.

Darüber hinaus hat die Bundesregierung gebrauchte Leopard 2 Panzer in zwei Staaten verkauft, die keine NATO-Mitglieder bzw. NATO-Mitgliedern gleichgestellte Staaten sind. Dies ist einerseits Chile, welches zwischen 2007 und 2009 insgesamt 172 dieser Kampfpanzer erhielt (zusammen mit 266 Schützenpanzern Marder, die zwischen 2009 und 2011 geliefert wurden). 95 weitere Leopard 2 Panzer der Bundeswehr wurden 2007 an Singapur verkauft.

Quellen und weiterführende Informationen:

BICC 05/2012


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