Globaler Waffenhandel - Übersicht und aktuelle Dynamiken

Der weltweite Handel mit Waffen hat ein geschätztes Volumen von jährlich zwischen 40 und 50 Milliarden US-Dollar. Nach aktuellen Zahlen des schwedischen Friedensforschungsinstituts SIPRI ist der internationale Rüstungsmarkt zwischen 2007 und 2011 um 24 Prozent gegenüber dem Zeitraum 2002 bis 2006 gewachsen.

Die größten Exporteure

Die fünf größten Waffenexporteure der letzten Jahre sind die Vereinigten Staaten, Russland, Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Zwischen 2007 und 2011 entfielen – laut SIPRI – etwa 75 Prozent aller Ausfuhren von Rüstungsgütern auf diese fünf Staaten. Mehr als 50 Prozent der weltweiten Waffenexporte wurden allein von den Vereinigten Staaten (30 Prozent) und Russland (24 Prozent) bestritten.

Zu einer ähnlichen Einschätzung gelangt auch eine Studie des US-amerikanischen Congressional Research Service (CRS) aus dem Jahr 2011. Demnach erreichte die US-amerikanische Waffenindustrie 2010 das weltweit größte Finanzvolumen beim Abschluss internationaler Rüstungsverträge (im Wert von insgesamt 21,3 Milliarden US-Dollar). Mit einigem Abstand folgte auch hier die russische Industrie mit Geschäftsabschlüssen über 7,8 Milliarden US-Dollar. Die Vereinigten Staaten und Russland sind ebenfalls die größten Exporteure von Waffen in ärmere Länder und Regionen. Nach dem CRS-Bericht wurden zwischen 2007 und 2010 60,8 Prozent der US-amerikanischen und russischen Rüstungsgeschäfte mit Kunden in Entwicklungsländern abgeschlossen (im Wert von 109,1 Milliarden US-Dollar).

Eine bemerkenswerte Entwicklung der letzten Jahre ist der Aufstieg Chinas als wichtiges Exportland auf dem internationalen Rüstungsmarkt. Während die chinesischen Rüstungsimporte leicht zurückgegangen sind, stiegen die Exporte im Vergleich der Zeiträume 2002 bis 2006 und 2007 bis 2011 um 95 Prozent.

Die größten Importeure

Als die fünf größten Importeure von Rüstungsgütern zwischen 2007 und 2011 weist SIPRI Indien, Südkorea, Pakistan, China und Singapur aus. Dabei zeichnete sich Indien für 10 Prozent, die Top-Fünf Importeure gemeinsam für 30 Prozent aller weltweiten Waffeneinkäufe verantwortlich.

Die Wachstumsrate der Waffeneinkäufe in Europa liegt mit 13 Prozent zwischen 2002 und 2006 sowie 2007 und 2011 unter dem globalen Durchschnitt. Der größte europäische Rüstungsimporteur der letzten Jahre war Griechenland (weltweit auf Platz 10 der Empfänger), welches vor allem Schnellboote aus Großbritannien, Militärhubschrauber aus Frankreich und U-Boote aus Deutschland kaufte.

Entwicklungsländer stellen die größte und wichtigste Käufergruppe von Rüstungsgütern dar. Dem CRS-Bericht zufolge gingen zwischen 2003 und 2010 durchschnittlich drei von vier Waffenlieferungen in ein Entwicklungsland (genauer: in 72,9 Prozent der Fälle). Die in absoluten Zahlen relevantesten Empfänger sind häufig sogenannte Schwellenländer mit schnell wachsenden Volkswirtschaften. Hier stechen besonders die BRICS-Staaten hervor, wozu neben China, Russland und Indien auch Brasilien und Südafrika gehören. Brasilien hat jüngst größere Rüstungsgeschäfte mit Frankreich und Italien vereinbart und es wird erwartet, dass die Waffeneinfuhren in den nächsten Jahren deutlich ansteigen werden. Südafrika ist der größte Waffenimporteur in Afrika südlich der Sahara. Mehr als die Hälfte der südafrikanischen Einfuhren der letzten Jahre kamen aus Deutschland (zwei U-Boote und zwei Fregatten).

Auffällig ist, dass viele der größten Käufer von Rüstungsgütern in zwischenstaatliche Krisen oder Konflikte verwickelt sind. Die Angaben von SIPRI bestätigen den Rüstungswettlauf zwischen Indien (Platz eins der weltweit größten Rüstungsimporteure zwischen 2007 und 2011) und Pakistan (Platz drei). Die Aufrüstung Südkoreas (Platz zwei) erfolgt unter anderem vor dem Hintergrund der anhaltenden Spannungen mit dem nördlichen Nachbarn.

Eine weitere wichtige Importregion ist der Nahe und Mittlere Osten. Der durchschnittliche Anteil der Militärausgaben am Bruttoinlandsprodukt ist weltweit nirgends höher als hier. Allein in Syrien erhöhten sich die Waffeneinfuhren laut SIPRI zwischen 2002 und 2006 sowie 2007 und 2011 um 580 Prozent. 78 Prozent der Rüstungsimporte kamen dabei aus Russland. Saudi Arabien rüstet ebenfalls seit mehreren Jahren massiv auf. Die Militärausgaben des Landes stiegen von 2000 bis 2010 um 63 Prozent, zuletzt um 1,6 Milliarden US-Dollar zwischen 2009 und 2010. Im Jahr 2011 einigte sich Saudi-Arabien mit US-amerikanischen Firmen auf einen Rüstungsdeal im Wert etwa 60 Milliarden US-Dollar. Hierbei geht es die Lieferung von 84 neuen sowie die Modernisierung von 70 existierenden Kampfflugzeugen vom Typ F-15. Es handelt sich um das vom Vertragsvolumen her größte Waffengeschäft seit Jahrzehnten.

Daten zum weltweiten Rüstungshandel

Die wichtigste offizielle Quelle zu globalen Rüstungstransfers ist das Waffenregister der Vereinten Nationen (VN). Seit 1991 haben vielen Staaten darin Angaben zu einigen der von ihnen aus- und eingeführten Waffensysteme gemacht. Die so zusammengetragenen Daten werden von der VN unter anderem im Internet veröffentlicht (siehe Link unten). Allerdings werden nicht alle Rüstungsgüter im Register erfasst. Die Angaben zu kleinen und leichten Waffen sind nur sehr lückenhaft. Ebenso beteiligen sich beileibe nicht alle Staaten an der Berichterstattung. Nicht einmal die Hälfte aller Länder meldet regelmäßig an die VN.

Die Mitglieder der Europäischen Union (EU) einigten sich 1998 darauf, jedes Jahr einen Rüstungsexportbericht zu veröffentlichten, der die von ihnen genehmigten Rüstungsexporte nach Wert, Rüstungsgut und Empfängerland aufschlüsselt. Die Angaben sind sehr viel genauer und umfassender als im VN-Waffenregister. Eine Zusammenstellung aller nationalen Berichte wird regelmäßig von der EU Arbeitsgruppe für konventionelle Rüstungsexporte (COARM) herausgegeben (siehe Link unten).

Schließlich veröffentlichen auch Forschungseinrichtungen regelmäßig Daten zum weltweiten Waffenhandel. Die zwei bedeutendsten Informationsquellen sind die Waffenhandelsdatenbank von SIPRI, die systematisch sowohl offizielle Berichte als auch Meldungen in Presse und Fachzeitschriften auswertet, und der CRS-Bericht zu konventionellen Rüstungstransfers in Entwicklungsländer.

Quellen und weiterführende Informationen:

BICC 05/2012


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