Landminen und Streumunition

Der Begriff Landmine bezeichnet sowohl Antipersonen- als auch Antifahrzeugminen. Antipersonenminen sollen feindliche Kämpfer verletzen oder töten, während Antifahrzeugminen Gefährte und ihre Insassen am Weiterfahren hindern oder zerstören sollen. Landminen sind zwar als Kleinwaffengattung im Bericht der Gruppe von Regierungssachverständigen für Kleinwaffen von 1997 aufgeführt. Dennoch sollte man sie eher als eine eigene Waffengattung bezeichnen, da Landminen im Gegensatz zu Kleinwaffen weder auf ein bestimmtes Ziel gerichtet noch abgefeuert werden können. Eine Landmine ist ein Kampfmittel, das "dazu bestimmt ist, unter, auf oder nahe dem Erdboden oder einer anderen Oberfläche angebracht und durch die Gegenwart, Nähe oder Berührung einer Person oder eines Fahrzeugs zur Explosion gebracht zu werden. (...)“ (Artikel 2 Abs. 2 Ottawa Konvention). In anderen Worten, Landminen können durch Mensch, Tier oder Fahrzeug die sie berühren, ausgelöst werden, selbst lange nach Ende eines Krieges.

Landminen werden unter oder nah an der Erdoberfläche verlegt, um nicht entdeckt zu werden. Ihr Zweck ist es, feindliche Objekte, die sich der Mine nähern oder die sie berühren, bewegungsunfähig zu machen oder zu zerstören. Landminen können jahrzehntelang scharf im Boden liegen bis ihnen ein Lebewesen oder Fahrzeug zu nahe kommt oder durch direkte oder die Berührung eines Stolperdrahts, durch Funk- oder andere Signale den Sprengmechanismus auslöst.

Landminen werden aus Plastik, Metall oder anderen Materialien gefertigt und enthalten Sprengstoffe, manchmal auch Splitter. Es gibt verschiedene Arten von Antipersonenminen, wie Druckminen, die durch direktes Auftreten ausgelöst werden. Die Folge sind oft Fuß- und Beinverletzungen, die sich leicht infizieren und daher oft nur durch Amputation des jeweiligen Gliedes behandelt werden können. Sogenannte Stockminen versprühen hunderte von Metallsplittern, die in den Körper des Opfers eindringen. Springminen schnellen nach der Zündung ca. einen Meter in die Luft und explodieren dort. Die freigesetzten Metallsplitter fliegen in alle Richtungen und verursachen tiefe, oft tödliche Wunden am gesamten Körper des Opfers. Die Springmine ist die stärkste und verheerendste Mine.

Landminen wurden ursprünglich als defensive Waffen konzipiert und verwendet. Sie sollten Verteidigungsbarrieren schaffen, die feindliche Truppen in „Tötungszonen“ leiten, um strategische Bereiche wie Grenzen, Stellungen oder wichtige Brücken zu schützen oder dem Feind den Zugang zu wertvollem Territorium oder Ressourcen zu verwehren. Sie sollten ebenfalls das Vorrücken des Gegners verlangsamen oder einschränken sowie seine Moral durch den zufälligen Angriff auf seine Soldaten untergraben. Besonders heimtückisch war die Intention, feindliche Soldaten eher schwer zu verletzen als zu töten, weil es aufwändiger ist in einem Kampfgebiet sich um einen verletzten Soldaten als um einen toten Soldaten zu kümmern.

Landminen wurden von fast allen Armeen der Welt verwendet. Sie wurden erstmals in großem Umfang im Zweiten Weltkrieg benutzt. Seither wurden sie u.a. im Vietnamkrieg, dem Koreakrieg und dem ersten Golfkrieg (1991) eingesetzt. In den jüngeren Bürgerkriegen und in von nicht staatlichen Gruppen geführten bewaffneten Konflikten richteten sie sich mehr und mehr gegen Zivilisten. Sie sollten z.B. den Zugang zum Ackerland verwehren und die Bewegungsfreiheit einschränken.

Da Minenfelder nicht konsequent markiert und kartiert wurden und weil Regen und andere Faktoren ihre Position leicht veränderten, wussten schließlich weder Soldaten oder Friedenstruppen noch Zivilisten und Entwicklungshelfer, welche Bereiche des Landes vermint waren, so dass sie ihnen schutzlos ausgeliefert waren. Widerstand gegen Landminen begann sich zunächst innerhalb des Militärs zu regen, das argumentierte, dass die humanitären Kosten bei weitem den militärischen Nutzen von Landminen überstiegen. Humanitäre Gruppen und Nichtregierungsorganisationen starteten 1992 eine weltweite Kampagne zur Ächtung der Nutzung, Produktion und Verbreitung dieser Waffen. Diese Kampagne fand 1997 ihren Höhepunkt in der Unterzeichnung des Übereinkommens über das Verbot des Einsatzes, der Lagerung, der Herstellung und der Weitergabe von Antipersonenminen und über deren Vernichtung (Ottawa-Konvention), das mittlerweile 150 Vertragsstaaten zählt.

Streumunition

Eine Streubombe ist ein Behälter aus Metall, der hunderte kleiner Sprengsätze (Bomblets) enthält. Oft ähneln sie bunten Getränkedosen oder Tennisbällen. Streubomben werden von einem Flugzeug abgeworfen oder z.B. mit Raketenwerfern vom Boden aus abgefeuert. Nachdem sie sich in der Luft geöffnet haben, setzen sie ihre kleinen Sprengsätze frei, die sich auf ein Gebiet von der Größe mehrerer Fußballfelder (mehrere Hundert Hektar) verteilen und beim Aufprall auf den Boden explodieren, mit dem Ziel möglichst viele Menschen zu töten oder zu verletzten. Ihre Metallteile durchbohren Menschen und durchschlagen gepanzerte Fahrzeuge. Alle Personen, die sich im Angriffsgebiet aufhalten, werden mit großer Wahrscheinlichkeit getötet oder schwer verwundet.

Streubomben sind offensive, tödliche Waffen. Das besonders Gefährliche an diesen Bomben ist, dass eine große Zahl der Bomblets nicht explodiert und als Blindgänger im Boden steckenbleibt, der noch jahrzehntelang eine Bedrohung darstellt. Sie können bis zu 50 cm tief in die Erde eindringen. Höchst unberechenbar und empfindlich explodieren sie dann bei der kleinsten Bewegung bzw. Berührung. Vom Effekt her ähneln die nicht explodierten Bomblets klassischen Landminen und verursachen ebenso hohe humanitäre Kosten. Durch die Explosionen erblinden Menschen, erleiden Verbrennungen, Splitterverletzungen und Verstümmelungen an Beinen oder Armen. Einige Opfer sterben daran, andere müssen Amputationen, lange Krankenhausaufenthalte und langwierige Rehabilitationsprozesse auf sich nehmen.

Streubomben wurden zuerst im Zweiten Weltkrieg von deutschen und russischen Streitkräften benutzt und sind seitdem von vielen Anderen verwendet worden. Die meisten Streubomben kamen während des Golfkrieges 1991 durch die USA und ihre Alliierten zum Einsatz. Es wird berichtet, dass diese im Laufe eines Monats 61.000 Streubomben mit 20 Millionen Bomblets abgeworfen haben. Da die Sprengsätze eigentlich für Explosionen auf hartem Grund konzipiert sind, blieben viele im weichen Wüstensand oder im küstennahen Gewässer als Blindgänger liegen.

Kinder sind die wahrscheinlichsten Opfer solcher Blindgänger, da die Sprengsätze oft bunten Getränkedosen oder Tennisbällen ähneln. Sie verwechseln sie leicht mit Spielzeug oder kleinen Packungen aus Hilfspaketen aus der Luft. Bauern und Dorfbewohner werden ebenfalls oft verletzt, wenn sie bei der Feldarbeit auf Streubomben stoßen.

Im Libanon kamen selbst ein Jahr nach dem Waffenstillstand mehr als 200 Zivilisten Streubomben um, die Israel 2006 dort eingesetzt hatte. Dies war der Auslöser dafür, dass im Jahr 2008 Regierungen ein rechtlich verbindliches internationales Instrument entwickelten, das an den Erfolg der Ottawa Konvention zur Ächtung der Landminen anknüpfen sollte. Erst im August 2010 trat das internationale Verbot von Streubomben in Kraft, dem mittlerweile 101 Staaten (Mai 2017) beigetreten sind.

Quellen und weiterführende Informationen:

BICC 05/2012


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