Schwere Waffen

Schwere Waffensysteme bilden auch heute noch den Kern moderner Streitkräfte. Dazu zählen Kampfpanzer, Kampfflugzeuge, Kriegsschiffe und U-Boote. Sie sind einerseits von Klein- und Leichtwaffen und andererseits von atomaren, biologischen oder chemischen Massenvernichtungswaffen zu unterscheiden. Insgesamt werden als schwere Waffen alle militärischen Rüstungsgegenstände bezeichnet, die einer der folgenden vier Kategorien zugeordnet werden können:

1. Gepanzerte Fahrzeuge (Mannschaftstransportwagen, leichte Panzer, Kampfpanzer)
2. Artillerie (Mehrfachraketenwerfer, selbst fahrende Geschütze, gezogene Geschütze) mit einem Kaliber von mehr als 100mm;
3. Kampfflugzeuge (Kampfhubschrauber, Starrflügel Jagdflugzeuge)
4. Großkampfschiffe (U-Boote, Überwasserkampfschiffe von mehr als Korvettengröße)

Im Ersten und Zweiten Weltkrieg sowie in zahlreichen weiteren Kriegen des vergangenen Jahrhunderts spielten konventionelle Großwaffen eine bedeutende Rolle. Der im Ersten Weltkrieg entwickelte Kampfpanzer beeinflusste beispielsweise maßgeblich den Stellungskrieg an der französischen Front; im Zweiten Weltkrieg war er bereits eine wichtige strategische Waffe aller Kriegsparteien. Bis heute gehören Kampfpanzer in weiten Teilen der Welt zur modernen Landkriegsführung.

Bei den See- und Luftschlachten des Zweiten Weltkriegs, wie etwa dem Angriff auf Pearl Harbor 1941 oder der Seeschlacht um Midway 1942 im Pazifik kamen Flugzeugträger verstärkt zum Einsatz. Ihre flexiblen Einsatzmöglichkeiten gestatteten, Überlegenheit in der Luft zu erlangen und Luftangriffe durchzuführen. Seit der Zeit des Kalten Krieges demonstrieren Staaten mit diesen schwimmenden militärischen Plattformen weltweit Präsenz und Stärke. U-Boote dienen einem strategisch ähnlichen Zweck.

Die Bedeutung von Kampfschiffen und Kampfflugzeugen ist in den letzten sechs Jahrzehnten ebenfalls stetig gestiegen. Sie werden z.B. auch in aktuellen Kriegen und Konflikten, wie z.B. in Afghanistan, Irak und am Horn von Afrika eingesetzt.

Heutzutage werden Kriege bzw. bewaffnete Gewaltkonflikte zwar zunehmend „asymmetrisch“ geführt, d.h. die beteiligten Parteien sind sehr unterschiedlich bewaffnet und verfolgen verschiedene Strategien. Doch auch wenn bei der „asymmetrischen Kriegsführung“ verstärkt Drohnen (unbemannte Luftfahrzeuge) und anderes Hightech- Kriegsgerät angewandt werden, steht doch bei den modernen Armeen weiterhin die Operation der einzelnen Teilstreitkräfte (Heer, Marine und Luftwaffe) mit konventionellen Waffen im Verbund im Mittelpunkt. Im Gegensatz zu der Zeit des Kalten Krieges setzen die heutigen Armeen jedoch auf leichte, schnell verlegbare Truppen- statt auf große Panzerverbände.

Kampfpanzer

Obwohl Kampfpanzer vor allem in Westeuropa und anderen westlichen Staaten an Bedeutung verlieren, werden sie in anderen Ländern, etwa in Lateinamerika oder in Asien, jedoch weiterhin als wichtige strategische Waffe angesehen. Ein möglicher Verkauf von bis zu 270 deutschen Leopard 2 Panzern nach Saudi-Arabien mag als Beispiel hierfür gelten. Zu den aktuell bekanntesten Kampfpanzern gehört der US-amerikanische M1 Abrams, der deutsche Leopard 2, der britische Challenger, der französische Leclerc, die südkoreanischen Modelle K1 und K2, der russische T-90, der israelische Merkava Mk4, der japanische Panzer des Typs 90 und der chinesische Panzer des Typs 99. Die größte Verbreitung haben die alten sowjetisch/russischen Modelle wie z.B. T-54, T-55 und T-62, allen voran der russische T-72.

Kampfflugzeuge und Hubschrauber

Diese beiden schweren Waffensysteme flogen in allen Kriegen in der jüngsten Vergangenheit Angriffe - sei es im Kosovo, in Afghanistan oder im Irak. Die aktuellen Verträge zwischen Saudi-Arabien und den USA über den Kauf von 84 neuen F-15 Kampfflugzeugen und der mögliche Kauf Indiens von 126 französischen Rafale Mehrzweckkampfflugzeugen belegen das gestiegene Interesse an modernen Kampflugzeugen. Zu den weltweit am meisten verbreiteten Kampfflugzeugen gehören die US-amerikanischen F/A-18 und F-15/16 sowie der etwas ältere F-5 Freedom Fighter, die russische MiG-21, MiG-29 und Su-27, die französische Mirage, das chinesische Jagdflugzeug des Typs J-7 sowie das in europäischer Kooperation (Deutschland, Großbritannien und Italien) entwickelte Kampfflugzeug Tornado.

Kriegsschiffe und U-Boote

Die Bedeutung der internationalen Wasserwege hat durch die globale Verflechtung des Handels stark zugenommen. Gleichzeitig sind die Weltmeere durch die Zunahme der Piraterie am Horn von Afrika oder in der Straße von Malakka sowie den grassierenden Drogen- und Waffenschmuggel unsicherer geworden. Immer mehr Staaten setzen deshalb auf eine hochseetaugliche Marine, um auch jenseits der eigenen Küstengewässer ihre Sicherheit zu verteidigen.

Die USA verfügen über die meisten Kriegsschiffe, gefolgt von Russland, China und Indien. Weniger als ein Dutzend Staaten besitzen Flugzeugträger (wie zum Beispiel USA, Frankreich, Indien, China), weitaus mehr Fregatten und Zerstörer. U-Boote gelten auch lange nach Ende des Kalten Krieges als wichtige strategische Waffe. Zwar verfügen nur Russland, Frankreich, die USA über atombetriebene U-Boote, doch auch konventionell betriebene U-Boote aus Russland und einigen westeuropäischen Ländern wie Deutschland, Frankreich, Schweden und Spanien finden weltweit wachsende Absatzmärkte.

Rüstungskontrolle

Während in Asien, dem Nahen und Mittleren Osten sowie in Lateinamerika umfassende Aufrüstungsprozesse in Gang sind, im Zuge derer schwere Waffensysteme angeschafft werden, existieren in anderen Regionen bereits Verträge über die Begrenzung von konventionellen Waffen, etwa im Rahmen des Vertrags über Konventionelle Streitkräfte in Europa (KSE-Vertrag). Der 1990 geschlossene Vertrag zwischen den Staaten der NATO und denen des Warschauer Pakts sah zum Beispiel eine Begrenzung der konventionellen Großwaffen in Europa vor (mit Ausnahme von Kriegsschiffen). In der ersten Phase nach Inkrafttreten des Vertrages wurden in Europa rund 51.000 Waffensysteme zerstört. Russland hat seit dem 13. Dezember 2007 seine Beteiligung am KSE-Vertrag von 1990 ausgesetzt, den Vertrag jedoch nicht gekündigt.

Mit dem Dayton-Friedensabkommen vom 21. November 1995 haben Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Montenegro und Serbien Höchstgrenzen für schwere Waffen auf dem Balkan festgelegt. Wenige Jahre nach Inkrafttreten des Vertrages wurden die Höchstgrenzen erreicht und 6580 Waffensysteme, etwa 46 Prozente der gesamten Bestände, zerstört.

Neben diesen regionalen Verträgen zur Begrenzung schwerer Waffensysteme regeln die Genfer Konventionen und ihre drei Zusatzprotokolle als Kernstück des humanitären Völkerrechts grundsätzlich den Schutz von Zivilpersonen in Zeiten bewaffneter Konflikte. Als zwischenstaatliche Abkommen gehen die heute gültigen Konventionen von 1949 und ihre Zusatzprotokolle von 1977 und 2005 auf die erste von nur zwölf Staaten unterzeichnete Genfer Konvention aus dem Jahre 1864 zurück. Heute sind 194 Länder den Genfer Abkommen von 1949 sowie 171 beziehungsweise 166 Staaten den ersten beiden Zusatzprotokollen von 1977 beigetreten, 59 Länder haben das dritte Zusatzprotokoll von 2005 ratifiziert.

Die Genfer Konventionen beziehen sich aber auch auf den allgemeinen Gebrauch konventioneller Waffen im Krieg. Die eingesetzten Methoden der Kriegsführung und Mittel – sprich die Waffen – müssen im angemessenen Verhältnis zu dem angestrebten und tatsächlich bewirkten militärischen Zweck stehen. Der Einsatz von Waffen, die unnötiges Leiden oder überflüssige Verletzungen verursachen, ist ausdrücklich verboten. Waffen, die keine Unterscheidung von militärischen und zivilen Objekten zulassen, sind genauso untersagt wie solche, die ausgedehnte, lang anhaltende und schwere Schäden der natürlichen Umwelt verursachen und so den Menschen Lebensgrundlagen nehmen.

Auch die „UN-Konvention über das Verbot oder die Beschränkung des Einsatzes bestimmter konventioneller Waffen“ von 1980 enthält in Form von 5 Protokollen Bestimmungen über den grundlegenden Einsatz oder die Anwendung bestimmter Waffentypen, wie zum Beispiel Landminen (Protokoll II), Brandwaffen (Protokoll III). Das ursprünglich geplante sechste Protokoll über Streubomben ist wegen unvereinbarer Positionen der Staaten nicht zu Stande gekommen. Stattdessen ratifizierten bisher 67 Staaten das im Jahr 2010 alternativ verhandelte Übereinkommen über Streumunition (vgl. Infotext Streumunition des Moduls).

Quellen und weiterführende Informationen

BICC 05/2012


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