Landgrabbing
Die Grafik gibt Auskunft über die vier wichtigsten Herkunftsländer großflächiger Landakquisitionen – oftmals als Landgrabbing bezeichnet – und ihrer Zielländer. Insbesondere seit der Finanzkrise haben sich Investitionen in Land (Ackerböden, Wald, Schutzgebiete, etc.) zu einem begehrten Anlageobjekt entwickelt. Sowohl Konzerne als auch Staaten kaufen oder pachten große Mengen an Land – oftmals zum Nachteil der dort ansässigen Bevölkerung.
Fakten
Nach Schätzungen der Weltbank sind mittlerweile 10 – 30% des weltweiten Ackerlandes von Landgrabbing betroffen. Bei genauerer Betrachtung der Investitionen fällt auf, dass landwirtschaftliche Flächen in einigen ostafrikanischen und südostasiatischen Ländern in besonders hohem Maße zum Zielobjekt transnationaler Investoren geworden sind. Ein großer Anteil der sowohl privaten als auch staatlichen Investoren stammt indes aus Westeuropa, den Golfstaaten, USA, China und Malaysia. Analysiert wurden Daten der Global Land Matrix (siehe unten), zu beachten ist, dass die dargestellten Daten nicht die Realität widerspiegeln können.
Die USA und China sind gemessen an der Anzahl transnationaler Deals die bedeutendsten Investorenländer, gefolgt vom Vereinigten Königreich und Malaysia. Auffällig ist, dass besonders viele Deals (knapp 14% der britischen und über 49% der malaysischen) in Indonesien getätigt werden. Weitere wichtige Zielländer sind zudem Kambodscha, Laos und Argentinien.
Begriffe, methodische Hinweise oder Lesehilfen
Als Landgrabbing (auch Land Grabbing) wird der Landerwerb durch private Investoren und staatliche Akteure aus Industrie- und Schwellenländern mittels langfristiger Pacht- oder Kaufverträgen von großen Agrarflächen in weniger entwickelten Ländern bezeichnet, wobei in letzterer Zeit vermehrt auch in Ost- und auch Westeuropa investiert wird. Auf diesen Flächen werden hauptsächlich Nahrungsmittel oder Energiepflanzen angebaut für den Export in die Investorländer zur Ernährungs- und Energiesicherung. Andere Motive ausländischer Investitionen sind die Sicherung von Süßwasserquellen und Rohstoffen. Der negative Klang des Begriffes Landgrabbing geht auf die negativen Folgen der Landnahme zurück, wie die Zerstörung der Existenzgrundlage von Kleinbauern, mangelnde Nahrungsmittelproduktion für die lokale Bevölkerung, niedrige Entlohnung von lokalen Arbeitern oder massiven Umweltzerstörungen beispielsweise durch Monokulturen mit intensivem Pestizid- und Mineraldüngereinsatz. Die Daten stammen aus der Land Matrix-Datenbank (Stand: 22.11.2018). Deals, die ausschließlich auf Medienberichte zurückzuführen sind, wurden nicht berücksichtigt. Die Flächenangaben beziehen sich auf Angaben in den Vertragstexten – oftmals weicht die tatsächliche Fläche davon ab, so dass eine gewisse Unsicherheit bezgl. der Korrektheit und Überprüfbarkeit der Daten besteht.
Datenquellen
The Global Land Matrix The Global Land Matrix ist eine globale und unabhängige Initiative, mit dem Ziel Transparenz in das weltweite Geschäft des Landgrabbings zu bringen. Die Land Matrix Datenbank enthält Investitionen ab dem Jahr 2000 und führt abzüglich der Medienberichte aktuell knapp 1.000 Einträge. Die auf crowdsourcing basierende Datenbank wird von vielen Internationalen Organisationen, wie beispielsweise der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (giz) sowie wissenschaftlichen Instituten unterstützt und koordiniert. Bei der Interpretation der Daten ist zu beachten, dass diese nicht zu 100% die Wirklichkeit widerspiegeln können. Viele Deals können aufgrund mangelnder Informationen nicht in die Datenbank aufgenommen werden, zudem können Deals platzen.
Für einen detaillierten Überblick der Daten und Datenquellen siehe: Modul „Umweltsicherheit“, Unterkategorie „Landgrabbing“.