Klimawandel

Im Verlauf der Erdgeschichte hat sich das Klima etliche Male verändert. Im Zeitraum von mehreren Zehntausend Jahren wechseln sich Warm- und Eiszeiten ab. Nachdem seit der letzten Eiszeit, die vor etwa 11.000 Jahren langsam zu Ende ging, die globale Erdtemperatur allmählich wieder anstieg, befinden wir uns aktuell in einer Warmzeit. Natürlicher Klimawandel ist auf Veränderungen im Strahlungshaushalt der Erde zurückzuführen. Bestimmend für den Strahlungshaushalt ist die Bilanz (Verhältnis von Reflektion und Absorption) der Sonneneinstrahlung sowie der Wärmeausstrahlung der Erde. Entscheidend für diese Strahlungsbilanz ist neben der Art der Bodenbedeckung der Treibhauseffekt, ohne den die durchschnittliche Erdoberflächentemperatur bei -18 Grad Celsius läge. Während der Großteil der Wärme ins Weltall abgestrahlt wird, halten in der Erdatmosphäre existierende Gase wie Wasserdampf, Kohlendioxid, Methan einen anderen Teil zurück, indem ihre Moleküle die Wärme absorbieren und erneut in alle Richtungen abgeben. Aufgrund dieser Treibhausgase herrscht auf der Erdoberfläche eine mittlere Temperatur von 15 Grad Celsius.

Wenn gegenwärtig in den Medien und in der Politik vom Klimawandel gesprochen wird, so ist damit die globale Erwärmung der Lufttemperatur, der Erdoberfläche und der Meere aufgrund menschlicher (anthropogener) Einflüsse gemeint. Im Gegensatz zu natürlichen Schwankungen ist der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur im Zuge der Globalen Erwärmung innerhalb weniger Jahrzehnte zu spüren. Seit Beginn systematischen Messungen im Jahr 1880 hat sich die Erde bis heute um 1 Grad Celsius erwärmt. Wenn die Weltgemeinschaft keine entschiedene Kehrtwende in Bezug auf den Ausstoß von Treibhausgasen bewerkstelligt, ist bis 2100 mit einem mittleren globalen Anstieg der Temperaturen um 1,8 bis zu 4 Grad Celsius zu rechnen. Doch selbst ein Temperaturanstieg um 1,8 Grad Celsius hätte bereits gravierende Auswirkungen und könnte zu häufigeren Dürren, Überflutungen und Wirbelstürmen in vielen Regionen der Welt führen.

Wie verändert der Mensch das Klima?

Seit der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert ist die Konzentration an Treibhausgasen in der Atmosphäre derart angestiegen, dass immer mehr Wärme zurückgehalten wird, anstatt ins Weltall zu entweichen. So verstärkte sich der vom Menschen verursacht der natürliche Treibhauseffekt. Allein zwischen 1990 und 2012 sind die weltweiten Emissionen von Treibhausgasen um 40 % gestiegen. Zu den besonders schädlichen Treibhausgasen zählt das Kyoto-Protokoll der UN-Konferenz über Klimaänderungen von 1997 Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O) sowie fluorierte Treibhausgase (F-Gase), wasserstoffhaltige Fluorkohlenwasserstoffe (HFKW), perfluorierte Kohlenwasserstoffe (FKW) und Schwefelhexafluorid (SF6). Ab 2015 wird auch Stickstofftrifluorid (NF3) einbezogen.

CO2 entsteht in großen Mengen durch die Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle, Öl und Gas und hat den größten Anteil am zusätzlichen Treibhauseffekt. Eiskernbohrungen belegen, welche CO2 -Konzentration die Luft im Laufe der letzten 600.000 Jahre hatte, und dass sie heutzutage erheblich höher ist als jemals zuvor. Die größten Anteile an weltweiten CO2-Emissionen hat die Elektrizitäts- und Wärmeerzeugung mit rund 40%, auf den Verkehr fallen rund 25%.

Einhergehend mit der industriellen Revolution war ein starkes Bevölkerungswachstum - zunächst in den Industrie- später auch in den Schwellen- und weniger entwickelten Ländern. Zwischen 1960 und 1999 verdoppelte sich die Weltbevölkerung und ist mittlerweile bei über 7 Milliarden Menschen angelangt. Im Zuge dessen nimmt die Inanspruchnahme von Flächen durch den Menschen für Siedlung, Verkehr und Landwirtschaft auf Kosten von Wald und anderen natürlichen Landbedeckungen rapide zu. Diese Veränderungen führen zu erhöhten Treibhausgas-Emissionen, da unter anderem das Bearbeiten von Ackerböden die Freisetzung von CO2 beschleunigt. Gesunde Böden binden im Vergleich zu Ackerland oder Siedlungsflächen ein Vielfaches an Kohlenstoff und haben somit einen großen Einfluss auf die Treibhausgaskonzentration.

Methan entsteht durch organische Verfallsprozesse. Neben natürlichen Quellen wie Moore und Permafrostböden resultiert insbesondere aus der Massentierhaltung ein großer Teil der Methan-Emissionen. Aber auch eine nicht nachhaltige Land- und Forstwirtschaft kann zur Quelle des Methanausstoßes werden.

Auswirkungen auf Mensch und Umwelt

Durch die Globale Erwärmung wird eine Eisschmelze, ein Anstieg des Meeresspiegels sowie eine Zunahme von Stürmen und anderer extremer Wetterphänomene erwartet.

Besonders schnell erwärmt sich die Arktis, wo Luft- und Wassertemperatur deutlich rascher steigen als im globalen Durchschnitt. 40 Prozent des arktischen Meereises sind bereits geschmolzen und es wird befürchtet, dass das arktische Meer schon 2050 im Sommer eisfrei sein könnte. Auch in der Antarktis steigen die Temperaturen überdurchschnittlich stark, insbesondere in der Westantarktis. Der Antarktische Eisschild speichert ca. 60 Prozent des gesamten Süßwassers der Erde. Sein vollständiges Abschmelzen würde zu einem Anstieg des Meeresspiegels um über 50 Meter führen. Berechnungen haben ergeben, dass zwischen 2002 und 2011 pro Jahr rund fünfmal so viel Eis auf der antarktischen Landmasse verloren ging wie im Jahrzehnt zuvor.

Die Eisschmelze an den Polen trägt auch zur Veränderung von Meeresströmungen bei, etwa des Golf- oder Humboldtstroms.

Doch nicht nur dort, sondern auch in den Gebirgsketten der Welt schmilzt das Eis: zwischen 1993 und 2009 ging die globale Eismasse der Gletscher um 275 Milliarden Tonnen zurück. Auch wenn nicht jeder Gletscher-Rückgang durch den Klimawandel verursacht wird, sehen Forscher auch hier einen deutlichen Zusammenhang mit der globalen Erderwärmung. Sie könnte zudem die Permafrostböden (dauerhaft gefrorene Böden) der Nordkontinente (insbesondere Nordkanada, Alaska, Grönland, Ostsibirien) zum Tauen bringen. Dies würde große Mengen des dort gespeicherten Kohlenstoffs und Methans freisetzen und den Treibhauseffekts weiter verstärken.

Nach aktuellen Schätzungen steigt der Meeresspiegel um 3 Millimeter pro Jahr. Dies ist etwa die doppelte Menge im Vergleich zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Neben dem Schmelzwasser der Gletscher und Pole sind hierfür die Erwärmung der Ozeane und ihre daraus folgende Ausdehnung verantwortlich. Selbst wenn es gelänge, den Temperaturanstieg gegenüber dem Niveau vor Beginn der Industrialisierung global auf 2 Grad Celsius zu begrenzen, geht die Forschungsorganisation Climate Central davon aus, dass 130 Millionen Menschen in Küstenregionen von dem in diesem Fall um 4,5 Meter gestiegenen Meeresspiegel betroffen wären. Ein Meeresspiegelanstieg bei 4 Grad Celsius betrüge 7,4 Meter und würde weltweit zwischen 470 und 760 Millionen Menschen gefährden. Am stärksten würden sich diese Entwicklungen in China zeigen. Doch auch in Deutschland würden 1,3 Millionen Menschen die Folgen des steigenden Pegels zu spüren bekommen.

Die Erderwärmung führt zudem zu stärkeren Temperatur- und Niederschlagsschwankungen und damit verbundenen Wetterextremen. So haben einerseits Niederschläge und Starkniederschläge, andererseits aber auch Austrocknung und Dürren zugenommen. Auch Hitzewellen werden häufiger: Seit Beginn der industriellen Revolution hat sich ihre Zahl vervierfacht, bei einem Temperaturanstieg um 4 Grad Celsius läge sie sogar beim 62-fachen.

Extreme Wetterlagen führen zu Ernteausfällen. Dies wird gerade in Weltregionen erwartet, die ohnehin schon von Hunger betroffen sind. Auch auf die Entwicklung der weltweiten Armut werden negative Auswirkungen erwartet: Die Weltbank schätzt, dass zusätzlich zu den bereits in extremer Armut lebenden Menschen durch die Folgen der Erderwärmung bis zum Jahr 2030 weitere 100 Millionen hinzukommen werden.

Politische Reaktionen auf den Klimawandel

Bereits 1988 wurde der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen – IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) gegründet. Dieser sogenannte Weltklimarat ist ein wissenschaftliches Gremium, das den aktuellen Forschungsstand auswertet und in eigenen Berichten darstellt. Die IPCC-Sachstandsberichte dienen als Grundlage für internationale Klimapolitik, die 1992 auf der ersten UN-Konferenz zu Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro ihren institutionellen Anfang fand. Dort wurde die UN-Rahmenkonvention zum Klimawandel unterzeichnet, die inzwischen von allen UN-Mitgliedsstaaten ratifiziert wurde. Alle Mitglieder sind zu regelmäßigen Berichten über ihre Treibhausgasemissionen verpflichtet und treffen sich zudem jährlich, um über konkrete Maßnahmen zum Klimaschutz zu beraten.

Ein Meilenstein war die Verabschiedung des Kyoto-Protokolls auf der dritten Weltklimakonferenz 1997. Erstmalig verpflichteten sich die Industrienationen zu Reduzierung ihrer Treibhausgas-Emissionen. Die Verlängerung des Protokolls bis 2020 scheitert bislang an zu wenig ratifizierenden Staaten. Zudem erklärten Russland, Kanada, Japan und Neuseeland ihren Austritt aus dem Protokoll.

Auf der COP 21 (21. Klimakonferenz) wurde mit dem Übereinkommen von Paris eine Nachfolge-Vereinbarung für das Kyoto-Protokoll verabschiedet, das knapp ein Jahr später in Kraft trat. Im Detail ging es darum, die globale Temperaturerhöhung langfristig auf maximal 2 Grad Celsius, möglichst auf 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Um dies zu erreichen, müssen die globalen Emissionen der Treibhausgase bis 2050 drastisch auf unter die Hälfte des Niveaus von 1990 gesenkt werden. Um diesen Prozess fair zu gestalten, müssten laut Umweltbundesamt die Industrieländer den Löwenanteil übernehmen und ihre Treibhausgasemissionen bis 2050 (im Vergleich zu 1990) um 80 Prozent reduzieren.

Im Gegensatz zum Kyoto-Protokoll wurde der Pariser Klimavertrag zunächst auch von den USA ratifiziert. Die mit Abstand größte Volkswirtschaft der Welt ist nach China der zweitgrößte Emitter von Treibhausgasen und spielt folglich eine Schlüsselrolle in der Klimapolitik. Unter neuer politischer Führung änderten die USA jedoch ihren Kurs und verkündeten im Sommer 2017 ihren Austritt aus dem Abkommen. Der Austritt ist innerhalb der USA umstritten - mehrere Bundesstaaten schlossen sich zusammen und wollen weiterhin am Abkommen festhalten. Entgegen der Befürchtung, dass der Austritt der USA Nachahmer auf den Plan rufen könnte und das gesamte Abkommen gefährden könnte, verhandelten die Vertragsstaaten geschlossen auf der COP23 in Bonn weiterhin über konkrete Instrumente für Umsetzung des Abkommens. 20 Staaten formierten sich auf dem Gipfel zu einer Anti-Kohle-Allianz und erklärten ihren Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2030. Im polnischen Kattowice sollen 2018 endgültige Beschlüsse über die konkrete Umsetzung des Pariser Klimavertrags getroffen werden.

Kritik an den Klimaverhandlungen

Seit Beginn der Klimaverhandlungen Anfang der 1990er Jahre ist der weltweite CO2-Ausstoß weiterhin um über 50% angestiegen. Es besteht eine große Diskrepanz zwischen formulierten und realisierten Zielen. Ein starkes Ungleichgewicht herrscht auch bei der Verteilung der Lasten und Kosten. Während die Folgen des Klimawandels global sind, sind die Hauptverursacher die Industrie- und Schwellenländer, in denen weiterhin auf fossile Energien gesetzt wird. So leiden insbesondere kleine Inselstaaten im Pazifik bereits enorm unter den Folgen des Klimawandels - ganze Inselgruppen werden in Zukunft unbewohnbar sein. Aus Sicht der betroffenen Inselstaaten gehen die Vereinbarungen nicht weit genug, sie fordern sowohl weitaus strengere Regeln zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen als auch eine faire Regelung für die Verteilung der entstehenden Kosten.

Neben der Frage der Klimagerechtigkeit wird von verschiedenen Umweltgruppen und Wissenschaftlern die grundsätzliche Annahme der UN-Verhandlungen in Frage gestellt, dass anhaltendes Wirtschaftswachstum mit geringerem Umweltverbrauch zur Lösung der Probleme führen wird. Kritisiert wird diesbezüglich, dass der Fokus auf rein technologischen Lösungen und ökonomischen Mechanismen liegt, alternative und wachstumskritische Konzepte und Ideen jedoch nicht erhört werden.

Die Herausforderungen durch den Klimawandel sind also zweifach: die Ausmaße des Klimawandels durch Klimaschutz begrenzen und die bereits unvermeidbaren Auswirkungen durch Anpassung bewältigen. Die hierfür notwendigen Maßnahmen sind allerdings teuer: Die Weltbank hat errechnet, dass selbst bei einer Eindämmung der Erwärmung auf zwei Grad Celsius pro Jahr 70 bis 100 Milliarden Euro zur Bekämpfung ihrer bereits entstandenen Folgen benötigt werden.

Quellen und weiterführende Informationen

BICC 12/2017


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